„Es war mir nie wichtig, groß zu werden“

Nachhaltigkeit begleitet Nussyy-Eigentümerin Carina Rahimi-Pirngruber ihr ganzes Leben, jetzt wurde sie mit einem Gütesiegel belohnt. Wie die Unternehmerin Qualitätsprodukte mit moderaten Preisen kombiniert und welche Export-Märkte warten, erzählt sie CASH.

Die Start-up-Gründerin Carina Rahimi-Pirngruber wurde bereits bei der Oma im Mühlviertel mit biologischen Zutaten, zuckerfrei bekocht. Dieses Wissen gibt sie nun in ihrem Start-up Nussyy für die Herstellung ihrer Produkte weiter, die nicht nur alle Bio, zuckerfrei und palmölfrei sind, sondern auch vegan oder laktosefrei. Rund 100 Produkte gibt es derzeit exklusiv bei Spar. Dabei hat die gebürtige Oberösterreicherin gar nicht mit einer Karriere im Lebensmittelbereich gerechnet. „Ich war sehr an Mode und Design interessiert, mein Vater war aber ein kleiner Daniel Düsentrieb und wollte, dass ich was „gscheites“ lerne, also in die IT gehen, weil ich da erfolgreicher werde“, erzählt Rahimi-Pirngruber im CASH Gespräch. „Ich wollte immer selbstständig werden und meiner Oma ein Geschenk machen und ihr einen Mantel nähen. Weil ich aber festgestellt habe, dass ich keine zweite Vivien Westwood werde, die immer ein Idol von mir war, bin ich in die Fußstapfen meines Vaters getreten und habe in Hagenberg Technik und Design gelernt.“

 

 

 

 

 

Auch auf Zucker verzichten die Produkte der Selfmade-Unternehmerin.

Prominente Wegbegleiterin

Eine Lebensmittelunverträglichkeit brachte sie schließlich dazu, mit Rezepten zu experimentieren, die nur biologische und unbehandelte Zutaten enthielten. Anfangs wurden Freunde und Bekannte damit „beglückt“, später produzierte sie für Charity-Events. Auf einer dieser Veranstaltungen, wo sie mit selbstgemachten Keksen vor Ort war, lernte sie auch ihr „Idol“ kennen, ebenso wie Jane Goodall. Beide sind inzwischen jahrelange Wegbegleiterinnen. Auch Spar-Eigentümer Gerhard Drexel wurde über Charity auf ihre Produkte aufmerksam und es kam in der Folge zu einer Geschäftsbeziehung zwischen der „Selbermacherin“ und dem riesigen Spar-Konzern. 2017 startete sie, anfangs noch im Rahmen der Young & Urban Schiene, mit der Produktion für den Lebensmittelhändler.

Fairer Handel als Lebenseinstellung

„Für mich war es Learning by Doing, denn ich hatte zu Beginn keine Ahnung von einer Mindestabnahmemenge und Paletten“, sagt die Start-up-Gründerin, die sich selbst als ehrgeizigen Menschen bezeichnet, dem Freizeit immer weniger wichtig war als Arbeit. Wie sie es dennoch schafft, die Preise vergleichsweise niedrig zu halten, obwohl nachweislich Qualität und „Natur pur“ drinnen ist und die Lieferketten durch heimische Lieferant:innen kurz Nussyy gehalten sind? „Inzwischen über die Menge und anfangs zahlte ich natürlich darauf. Aber ich bin ein sozialer Mensch, ich habe immer Wert darauf gelegt, dass meine Lieferant:innen fair bezahlt werden. Das macht auch Sinn, weil diese Beziehungen ja langfristig ausgelegt sind. Es war mir nie wichtig, so groß zu werden.“

 

 

 

 

 

 

 

 

Vegane Seife aus dem Non-Food-Portfolio.

Ausbau der Märkte geplant

Groß ist das Unternehmen aber inzwischen. Rund 10 Millionen Stück werden pro Jahr verkauft und ein Ausbau der Auslandstätigkeiten, auch mit anderen Handelsunternehmen, ist in Planung. So soll es die Marke bald in Märkten wie den Emiraten geben. Derzeit gibt es die Produkte aus österreichischer Erzeugung exklusiv bei Spar, auch an den Standorten Kroatien, Slowenien, Italien und der Schweiz sowie im Nussyy Online-Shop und bei John Harris. Auch Non-Food-Artikel befinden sich im Sortiment, etwa biologische Kosmetikprodukte – diese kommen ohne künstliche Konservierungsstoffe, Weichmacher und ähnlichem aus. Bis auf die Aufstriche sind die meisten Produkte „convenient“, also vorgefertigt, wie etwa Currys, Gemüselaibchen oder Riegel. Die Produktrange umfasst aber noch mehr, von Eis über Tees und Haferdrinks bis zu Crackern und Keksen ist die Auswahl sich Bio und/oder vegan zu ernähren groß. Aber wie kommt Rahimi-Pirngruber, die ihr Business mit nur fünf Mitarbeiter:innen „schaukelt“ auf ihre Ideen und wie geht Nachhaltigkeit in diesem kleinen Rahmen? „Ich mache alles selbst, auch das Design der Verpackungen, jede Etikette wird zweimal überprüft, bevor sie das Haus verlässt. Mir kommen alle Ideen in der Nacht. Ich lebe Nachhaltigkeit, das begleitet mich schon mein ganzes Leben.“

Auszeichnung für nachhaltiges Engagement

Für diese gelebte Nachhaltigkeit wurde die Marke Nussyy – de Markenname ist auf den ehemaligen Spitznamen „Nusserl“ der Gründerin und Eigentümerin zurückzuführen – kürzlich auch ausgezeichnet. Das IMWF Austria hat in Kooperation mit dem Kurier 2.000 der größten Unternehmen Österreichs untersucht, die sich besonders durch ihr nachhaltiges Engagement hervorheben. Dabei wurden 247.000 Aussagen zu über 2.000 Unternehmen wurden mittels KI analysiert und bewertet. Die Studie soll zeigen, welche Unternehmen die Herausforderung der Zeit erkannt haben und mit ihren Initiativen zur Energiewende, Kreislaufwirtschaft oder sozialen Verantwortung überzeugen. Nussyy holte sich hier das Gütesiegel für nachhaltiges Engagement 2025 und reiht sich hier in die Top-Liga unter anderem mit SalzburgMilch, Sonnentor, Gebrüder Woerle, Brau Union oder NÖM ein.

von Gabi Hinterkörner-Zauner (g.hinterkoerner-zauner@cash.at)

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